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Definition
des Zuchtwertes
Anhand der vorangegangenen Erklärung wird die Definition des Zuchtwertes
leicht verständlich: Der Zuchtwert Ist ein Zahlenwert zur Anwendung
In der Zucht. Er beschreibt, welche Wirkung die Gene eines Tieres auf
ein Merkmal haben, wenn diese mit den Genen der restlichen Population
kombiniert werden und normale Umweltbedingungen vorliegen.
Es ist damit zu betonen, daß der Zuchtwert zunächst nichts
mit wertvoll oder wertlos zu tun hat, sondern nur ein Zahlenwert mit beschreibender
Aussage sein soll:
Wirken die Gene in diesem Merkmal verstärkend oder abschwächend.
Bei Krankheiten bedeutet das, daß hohe Zuchtwerte eine Verstärkung
der Krankheitsanlage anzeigen, was der Züchter als unerwünscht
ansieht. Ziel muß es sein, Zuchttiere einzusetzen, die in der Nachzucht
das Krankheitsrisiko reduzieren. Wenig ist in diesem Fall also wertvoll!
Bei anderen Merkmalen, nehmen wir den Beutetrieb, wünscht man sich
hohe Zuchtwerte, also eine Nachzucht mit überdurchschnittlichen Triebanlagen.
Hoch heißt hier also wertvoll!
Bei der Schulterhöhe ist das nicht so einfach. Ein hoher Zuchtwert
für einen Rüden heißt, daß seine Erbanlagen die
Größe verstärken. Das kann für eine kleine Hündin
wertvoll und wichtig sein. Für eine Hündin, die selbst schon
an der Obergrenze steht, ist solch ein Rüde nicht empfehlenswert.
Es liegt im Ermessen des Züchters, für seine Hündin den
passenden Rüden auszusuchen, wenn er erst einmal weiß, wie
die Zuchtwerte sind.
Der relative Zuchtwert
Wenn man Zuchtwerte
veröffentlicht, ist es wichtig, daß sie leicht verständlich
sind. Ein HD-Zuchtwert +0.14 bedeutet zum Beispiel, daß die Nachzucht
mit gleichwertigem Partner wahrscheinlich 0,14HD-Grade höher liegt.
Dies ist unhandlich, daher werden Zuchtwerte auch nicht als absolute Zahlen
sondern relativ zum Rassedurchschnitt ausgewiesen.
Dabei nimmt man 100 für das rassetypische Niveau, und Hunde über
100 verstärken, unter 100 reduzieren das Merkmal.
Wenn somit eine Hündin für HD den Zuchtwert 95 hat, so weiß
man, daß sie die Rasse verbessern kann, ein Hund mit 115 verstärkt
die HD Probleme. Durch den Bezug auf das Rasseniveau wird die Einstufung
auch über Merkmale hinweg vergleichbar. Wird z. B. ein Hund mit HD92
und Schulterhöhe 108 ausgewiesen, macht dies deutlich, daß
er ein großvererbender, die HD verbessernder Zuchtpartner ist.
Warum ist Zuchtwertermittlung stets nur eine Schätzung?
Es liegt in der Biologie der Vererbung begründet, daß wir den
wahren Zuchtwert nur schwer ermitteln können. Selbst die Eigenbeurteilung
des Tieres ist kein hundertprozentiger Spiegel der Erbanlagen, also des
Zuchtwertes, obwohl die Gene vollständig die Lebensfunktionen kontrollieren.
Die Erbanlagen wirken nur unter sich selbst und nicht in Kombination mit
den Erbanlagen der restlichen Population (es können z.B. Genwirkungen
rezessiv verdeckt sein). Die Erbanlagen wirken unter ganz spezifischer,
für dieses Tier vorliegender Umwelt. Beide Gründe geben ein
verfälschtes Bild.
Die Sicherheit, mit der man den wahren Zuchtwert aus dem Erscheinungsbild
erkennen kann, liegt beispielsweise für HD um 20%, für Schulterhöhe
um 5O% usw. Diesen Prozentsatz nennt man auch Erblichkeit bzw. Heritabilität.
Jedes Tier erhält seine Gene von Vater und Mutter, von jedem eine
zufällige Hälfte. Jede Information über Geschwister oder
Nachkommen basiert daher nur auf einer zufälligen Stichprobe aus
dem Genbestand der Eltern. Erst die Statistik erlaubt, aus den vielfältigen
Erkenntnissen bzw. Beobachtungen ein unverfälschtes Bild zu bekommen.
So, wie ein einziger Löffel aus dem Suppentopf nur ein ungefähres
Bild gibt, wieviel "Brocken" und wieviel "Brühe"
in der Suppe sind und jedes weitere Schöpfen uns immer mehr erkennen
läßt, wie gehaltvoll die Suppe ist, so wächst mit jedem
Nachkommen unsere Erkenntnis über den "Gehalt" eines Zuchttieres.
Zuchtwerte müssen zu jedem beliebigen Zeitpunkt verfügbar sein,
zum Zeitpunkt der Entscheidung, ob ich einen Deckrüden auf eine gegebene
Hündin einsetze, zum Zeitpunkt einer ZTP, eines Welpenkaufes, wenn
der Welpe Zuchthund werden soll, ja sogar vor der Geburt schon, wenn sich
die Frage stellt, ob die später geborenen Welpen von ihrer Genausstattung
für ihr Leben gerüstet sind. Insofern müssen zu jedem Termin
alle verfügbaren Informationen verarbeitet werden, um die Erkenntnisse
zu einem geschätzten Zuchtwert zusammenzubringen.
Geschätzter Zuchtwert bedeutet, "nach den aktuellen Erkenntnissen
das wahrscheinlichste Vererbungsniveau. Da im Laufe der Zeit immer mehr
Erkenntnisse dazukommen, ändert sich in gewissen Grenzen auch der
geschätzte Zuchtwert.
Erfahrungen und Anwendung
Seit 1989 gibt es in diversen Zuchtvereinen Zuchtwertschätzung mit
konsequenten Zuchtplänen. Die Zuchterfolge sind beeindruckend. Das
Prinzip der "Strategischen Paarungen sollte bei der Bekämpfung
aller Merkmale mit Zuchtwertschätzung die Grundlage aller Zuchtentscheidungen
sein.
Die Chance, durch eine geschickte Auswahl gutvererbender Rüden, auch
in dem einen oder anderen Merkmal vererbungsschwächeren Hündinnen
eine Zuchtchance zu erhalten, gibt liberale Freiräume für die
bewußte, verantwortungsvolle Zucht.
Auch Käufer müssen lernen, die Züchter und die Rassen zu
finden, die nichts dem Zufall überlassen, sondern in ein effizientes
Überwachungssystem eingebettet sind. Das zahlt sich vielfach aus.
Die Zeit, in der Qualitätsbewußtsein und Käuferanspruch
auch auf den Hund ausgeweitet wird, wird eine Zeit zum Wohle des Hundes
sein.
Leider werden Züchter die in Hinterhöfen und Schweineställen
leichtfertig Welpen "produzieren", ohne die Gesundheitsvererbung
zu kennen, nicht zur Rechenschaft gezogen bzw. an den Folgekosten der
Nachbesserung beim Tierarzt beteiligt. Mitleid sollte man nur mit dem
Hund haben!
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